stine hat geschrieben:Keiner kann es genau sagen, deshalb spricht man ja von "glauben". Die Grundlage jeder Religion ist eine Überlieferung von Aussagen Gottgläubiger. Könnten wir jetzt auf der Stelle beweisen, dass es einen Gott gibt und was seine Aufgabe für uns ist, dann müssten wir heute auf den Tag eine neue Bibel schreiben, sofern sich die Aussagen mit den damaligen nicht decken.
War die Grundlage des anfänglichen Monotheismus und ebenso seiner chrislichen Reform wirklich die überlieferte Aussage von buchstabenfrommen Vorbetern, wie heute alle annehmen? Dass der Glaube, gegen den sich hier fast alle m. E. zurecht wenden, zum Gegenteil von Wissen geworden ist, sich auf Überlieferungen von Un- und Übernatürlichkeiten gründet, muss nicht bedeuten, dass dies das Verständnis des Anfangs war. Wenn ich das "glauben" würde, wäre es für mich völlig absurd, mich damit auseinander zu setzen, mich gar in die Diskussion von Brights einzumischen.
Aufgrund meiner völlig freien und wie ich denke weitgehend unvoreingenommenen Beschäftigung mit Glaubensbedeutungen und Geschichtsinhalten bin ich - wie vielfach auf der angegebenen Homepage begründet - sicher, dass der Anfang eine Vernünftigkeit/Logik allen Werdens war, die man als "schöpferisches Wort" oder "Weisheit" bezeichnete und in menschlichen Gestalten (Personen=Rollen) zum Ausdruck brachte. Mit "Gummiband" und dem letzten Verlust von Glaubensfundament hat das nur dann etwas zu tun, wenn man nicht von einem logischen naturülichen Werden als Grund von Monotheismus ausgehen kann, weil man - im Nachbeten altbackener Lehren - das anfängliche Verständnis mit dem gleichsetzt, was heute ist.
Der Beginn des Monotheismus, wie seiner christlichen Reform stellt nach meiner festen Überzeugung jeweils eine Glaubensaufklärung dar: Ein Übergang von Glaubensgesetzlichkeit/Mythos zur lebendigen Logik allen natürlichen Werdens als einzige Aussage, die man über einen selbst unsagbaren Schöpfer und seinen Willen treffen kann. (Den man daher weder natürlich, noch weit weniger in Un- und Übernatürlichkeiten oder als ID beweisen kann.) Ein Übergang wie er erneut ansteht und zu dem auch der neuen Atheismus seinen Beitrag leistet, indem er die Unsinnigkeit heutiger Glaubenslehren und Religiösität radikal auf den Punkt bringt. Die Grundlage des monotheistischen und insbesondere des chrislichen Glaubens war nach meiner Gewissheit weder ein Guru, noch eine alte Glaubensgesetzlichkeit, sondern eine lebendige natürliche Vernünftigkeit, Logik die heute genau dort deutlich wird, wo uns beispielsweise Evolutionsbiologen oder Kosmologen die Welt erklären.
Ein Christ, der den Grund seines Glaubens ernst nimmt, muss demnach die Welt naturalistisch anschauen, ohne dass allein der Naturalismus oder Humanismus zur Weltanschauung wird. Erst wenn die natürlichen Logik bzw. die Konstanten der kreativen Selbstorganisation des Kosmos als das wahrgenommen werden, was die antike Glaubensaufklärung als "Wort" bzw. schöpferische "Weisheit"
Erst im neuen Verständnis dessen, was antike Glaubensaufklärer als lebendiges "Wort" oder schöpferische "Weisheit" bezeichnete (Christen als Gottessohn in der Gestalt mit Bart bekannt ist) wird aus Naturalismus eine Weltanschauung, die kreative=schöpferische Sinngebung ist, menschliche Verant-wort-ung als Teil des großen Ganzen verlangt. (Ohne selbstgebastelten oder vorgesetzten Gottesbildern zu dienen, sondern in Verantwortung natürlicher Schöpfung-Kreativiät zu stehen.) Es entsteht eine natürliche Sicht der Welt, die nicht einfach natürliche Vorgäng auf menschliche Lebensweisen übertragen will, wie dies in sozialdarwinistischem Kurz-schluss oder nationalsozialistischer Rassenlehre geschah und die auch nicht den Menschen und dessen Lustgewinn (moderner Epikur) humanistisch zum Mittelpunkt macht, sondern die eine natürlich-menschlich kreative Vernünftigkeit (d.h. z.B. Ökologie, Nachhaltigkeit, humane Lebensweisgemeinschaft, die sich kreativ weiterentwickelt, Zukunft gestaltet) zum König macht.
Die Schnittmenge von Humanismus und Naturalismus, die Michael Schmitt Salomo in einem auf seiner Homepage zu findenden Aufsatz über ein Denken nach dem "neuen Atheismus" m.E. sehr gut beschreibt, mündet nicht in "neuen Humanismus", sondern naturalistisch-menschlichen Monotheimus: Das was Christus (Weiterentwicklung antiken Naturalismus, griechischer Philosophie als Reform des jüdischen Monotheismus) bringen sollte. Doch dem wurde leider nur eine Dornenkrone aufgesetzt.