Pia Hut hat geschrieben:Nana, du selbst sprichst von dem alten Problem zwischen kollektiven Nutzen und individuellem Nutzen. Wenn ich deine Texte lese, dann habe ich den Eindruck, dass du diese beiden Seiten sich irgendwie naturwüchsig widersprechen siehst. Davon bin ich keineswegs überzeugt. Alle deine Beispiele leben von einer herrschenden Gesellschaftsordnung in welcher diese beiden Seiten nicht zueinander passen wollen. Dein Geschichts- und Gesellschaftsbild (und entschuldige wenn ich jetzt etwas überzeichne) erinnert mich ein wenig an einen historischen Determinismus indem „Mensch“ immer nur den Strömungen seiner Zeit hinterher rennen kann – ein Bild in dem Gesellschaft und geschichtliche Entwicklung als eine Art notwendiger Naturerscheinung gefasst sind, an die man sich, denn es wäre ja blöd sich gegen Naturgesetze zu vergreifen, nur bestmöglich anpassen kann.
Pia Hut hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Was deine utopische Gesellschaft angeht, ist sie natürlich nicht undenkbar, aber da Kooperation den Menschen überhaupt erst möglich und groß gemacht hat, halte ich sie trotzdem für eine sehr theoretische Angelegenheit.
Wie kommt eigentlich diese „aber“ zustande. Ich kann nicht erkennen, dass sich Jarl in irgendeiner Form gegen Kooperation von Menschen ausgesprochen hätte.
[...]
Mir selbst scheint es wichtig sich in seinen Urteilen aus der eigenen gesellschaftlichen Befangenheit zu lösen, und das geht nur, in dem man quasi von außen auf Gesellschaft blickt - das weiß ich jetzt auch nicht besser zu beschreiben - insofern trifft Jarls „utopische Gesellschaft“ (auch wenn das die Sache nicht so ganz trifft) bei mir durchaus auf fruchtbaren Boden. Ich sehe auch nicht, wieso das theoretischer sein soll als deine Überlegungen. Und ich habe so meine Zweifel, was dein „denkbar“ angeht, mir kommt das eher so vor, als sei es vielen warum auch immer „undenkbar“…(soviel vorläufig dazu.)
Pia Hut hat geschrieben:Jeder führe sich vor Augen, daß die Natur “in das menschliche Herz jene wundersame Anlage pflanzte,
vermöge welcher das Leiden des einen vom andern mitempfunden wird.”
“Sobald dieses Mitleid rege wird, liegt mir das Wohl und Wehe des andern unmittelbar am Herzen, ganz in derselben Art, wenn auch nicht stets in demselben Grade, wie sonst allein das meinige: also ist jetzt der Unterschied zwischen ihm und mir
kein absoluter mehr.” Im Mitempfinden überschreite ich die Grenzen der eigenen Person. “Wir sehen in jenem Vorgang die Scheidewand,
die nach dem Lichte der Natur (wie alte Theologen die Vernunft nennen) Wesen von Wesen trennt, aufgehoben und das Nicht-Ich gewissemaßen zum Ich geworden.” Schopenhauer
Pia Hut hat geschrieben:Nur das Versinken in der Innenschau führt in der Haltung zu dem außen meist zu recht unerquicklichen Übergängen, die andere oft auszubaden haben.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:... zur Verbesserung der Menschheit sein würde.
Nanna hat geschrieben: anscheinend ist ihm auch selbst der Hang solcher Systeme zum Umschlagen in Totalitarismus durchaus bewusst).
xander1 hat geschrieben:Jarl Gullkrølla hat geschrieben:... zur Verbesserung der Menschheit sein würde.
Ist eine Aussage bezüglich Verbesserung durch ein Gedankengut, nicht etwa sehr gewagt und hochmütig und ideologisch und verlogen, grundsätzlich?
folgsam hat geschrieben:Wer mit-leidet, schafft das Leid nicht ab, er vergrößert es. Wer sein Herz panzert und trotzdem daran wirkt, dass Leid der Welt zu verringern, kann Groß genannt werden.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Hermann Schmitz; Ludwig Klages.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:(ich erwähne nur das Neuro-Linguistical Programming)
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:wäre vielleicht eher Stoff für eine umfassende philosophische Theorie.
Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Ich will behaupten, dass die Umschreibung einer solchen "empathischen Grundlage zur garantiert schonenden und menschfreundlichen Verbreitung von Weltbildern" nicht von mehr als zwei Menschen in Zusammenarbiet erschaffen werden kann.
Vorbereitende Menschen. - Ich begrüsse alle Anzeichen dafür, dass ein männlicheres, ein kriegerisches Zeitalter anhebt, das vor allem die Tapferkeit wieder zu Ehren bringen wird! Denn es soll einem noch höheren Zeitalter den Weg bahnen und die Kraft einsammeln, welche jenes einmal nöthig haben wird, - jenes Zeitalter, das den Heroismus in die Erkenntniss trägt und Kriege führt um der Gedanken und ihrer Folgen willen. Dazu bedarf es für jetzt vieler vorbereitender tapferer Menschen, welche doch nicht aus dem Nichts entspringen können - und ebensowenig aus dem Sand und Schleim der jetzigen Civilisation und Grossstadt-Bildung: Menschen, welche es verstehen, schweigend, einsam, entschlossen, in unsichtbarer Thätigkeit zufrieden und beständig zu sein: Menschen, die mit innerlichem Hange an allen Dingen nach dem suchen, was an ihnen zu überwinden ist: Menschen, denen Heiterkeit, Geduld, Schlichtheit und Verachtung der grossen Eitelkeiten ebenso zu eigen ist, als Grossmuth im Siege und Nachsicht gegen die kleinen Eitelkeiten aller Besiegten: Menschen mit einem scharfen und freien Urtheile über alle Sieger und über den Antheil des Zufalls an jedem Siege und Ruhme: Menschen mit eigenen Festen, eigenen Werktagen, eigenen Trauerzeiten, gewohnt und sicher im Befehlen und gleich bereit, wo es gilt, zu gehorchen, im Einen wie im Anderen gleich stolz, gleich ihrer eigenen Sache dienend: gefährdetere Menschen, fruchtbarere Menschen, glücklichere Menschen! Denn, glaubt es mir! - das Geheimniss, um die grösste Fruchtbarkeit und den grössten Genuss vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben! Baut eure Städte an den Vesuv! Schickt eure Schiffe in unerforschte Meere! Lebt im Kriege mit Euresgleichen und mit euch selber! Seid Räuber und Eroberer, so lange ihr nicht Herrscher und Besitzer sein könnt, ihr Erkennenden! Die Zeit geht bald vorbei, wo es euch genug sein durfte, gleich scheuen Hirschen in Wäldern versteckt zu leben! Endlich wird die Erkenntniss die Hand nach dem ausstrecken, was ihr gebührt: - sie wird herrschen und besitzen wollen, und ihr mit ihr!
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