Also gestern noch hätte ich da in eine ganz andere Richtung gedacht ...

platon hat geschrieben:Im Zusammenhang mit der Evolution ist die Frage warum? fatal, denn die Evolution ist nicht zielgerichtet, auch wenn es uns schwer fällt, das einzusehen, in Anbetracht dessen, was da zufällig entstanden ist.
Die Evolution mit der Physik zu vergleichen, nach dem Motto, wenn ich in der Physik vorhersagen kann, wo ein geworfener Stein aufschlägt, dann muss ich das auch in der Evolution tun können, ist nun völlig daneben.
"Eine gewisse Vorhersagekraft" gibt es wegen der Ungerichtetheit evolutionärer Prozesse nicht.
platon hat geschrieben:Ich finde nicht die Stelle, wo Du sagst, dass die Tatsache, dass einige (beileibe nicht alle) Männchen von Mantis religiosa nach der Begattung aufgefressen werden, evolutionär irrelevant sein muss, da sie sonst längst verschwunden wäre.
smalonius hat geschrieben:Im Umkehrschluß: je kleiner der Vorteil durch sich-fressen-lassen ist, desto kleiner muß die Wahrscheinlichkeit sein, gefressen zu werden.
smalonius hat geschrieben:Übrigens, wenn man Sewall Wright folgt und was auf seine adaptive Landschaft gibt, ist es nicht so abwegig, von einer Richtung der Evolution zu sprechen. Es wird oft unter den Tisch gekehrt, daß Evolution ein ziemlich guter Optimierungs-Algorithmus ist.
El Schwalmo hat geschrieben:(wenn Mayr sich auch mal darüber amüsierte, dass Fisher ziemlich verzweifelt einräumte, dass er, sobald man das übliche Ein-Gen-Zwei-Allele-Modell erweitern müsse, den Ausgang nicht mehr berechnen könne, ...
El Schwalmo hat geschrieben:Der 'generative' Aspekt der Evolution wurde sozusagen als Konstante nicht weiter beachtet.
El Schwalmo hat geschrieben:Nun sind es gerade die 'generativen' Aspekte, die Beachtung finden. Und die sind eher 'zufällig'.
El Schwalmo hat geschrieben:Da Evolutionsbiologen wie alle Praktiner ein theoriescheues Pack sind, hat sich noch nicht so recht herumgesprochen, dass zurzeit ein Paradigmen-Wechsel stattfindet.
smalonius hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben:Da Evolutionsbiologen wie alle Praktiner ein theoriescheues Pack sind, hat sich noch nicht so recht herumgesprochen, dass zurzeit ein Paradigmen-Wechsel stattfindet.
Errm, in welche Richtung? Zu mehr Praxis oder zu mehr Theorie?
smalonius hat geschrieben:Da kenne ich andere Quellen als du. Theoriescheuheit konnte ich bisher nicht festellen.Was ich so kenne, da wirst du immer mit Algebra erschlagen.
El Schwalmo hat geschrieben:Das Interessante ist, dass die modernen Theorien die 'klassische' Synthetische Theorie eher widerlegen, was aber kaum jemand thematisiert, außer Evolutionsgegnern.
smalonius hat geschrieben:- heißt Epigenetik, daß Lamarck ein klein bißchen Recht hatte?
Opas Bauch bringt Enkel Diabetes
Mittlerweile hat man festgestellt, dass auch beim Menschen die Ernährung vermutlich Auswirkungen auf das Epigenom hat. Marcus Pembrey, Genetiker am Institute of Child Health in London, untersuchte 2005 gemeinsam mit seinem schwedischen Kollegen Lars Olov Bygren Aufzeichnungen über Ernte-Erträge, Lebensmittelpreise und Sterbefälle aus der schwedischen Kleinstadt Överkalix. Die Aufzeichnungen reichten bis zum Jahr 1890 zurück.
Dabei stellte sich heraus, dass die Enkel von Männern, deren Kindheit in eine Zeit mit guter Versorgung fiel, in späteren Lebensjahren mit größerer Wahrscheinlichkeit Diabetes entwickelten. Die weiblichen Nachkommen der selben Generation dagegen blieben verschont. Stattdessen waren sie betroffen, wenn sich die Großmütter väterlicherseits überreich ernährt hatten. In diesem Fall lebten dann die Enkelsöhne ohne Diabetes-Risiko.
http://www.g-o.de/dossier-detail-437-9.html
smalonius hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben:Das Interessante ist, dass die modernen Theorien die 'klassische' Synthetische Theorie eher widerlegen, was aber kaum jemand thematisiert, außer Evolutionsgegnern.
Ich weiß nicht genau, was du meinst. Kannst du mir mit ein paar Schlagworten auf die Sprünge helfen?
Mir fällt dazu ein:
- welche Rolle spielt genetische Drift?
- heißt Epigenetik, daß Lamarck ein klein bißchen Recht hatte?
- ist horizontaler Gentransfer ein Problem für Darwins Ideen?
El Schwalmo hat geschrieben: Technisch gesehen ist das 'Mutationsdruck', der die Selektion überwiegt.
smalonius hat geschrieben:In dem Sinne ist dann auch Symbiogenesis zu erklären, als Paradebeispiel für - nein, Gnade, nicht schon wieder - Gruppenselektion.Unabhängig von den biologischen Mechanismen hinter Symbiogenesis fällt deren Ausbreitung unter die Fisher-Kolmogorov-Gleichung.
smalonius hat geschrieben:Was den Mendel-Teil an der Synthetischen Theorie betrifft, magst du Recht haben. Was ich nicht sehe ist, wie die neuen Einsichten unsere Erkenntnisse aus den siebzigern über den Haufen werfen könnten, also etwa inclusive fitness oder evolutionäre Spieltheorie.
smalonius hat geschrieben:Vertrauen in diese Modelle führt dann auch dazu, sie auf Kultur oder Religion anzuwenden, obwohl Mendel dabei keine Rolle spielt.
smalonius hat geschrieben:El Schwalmo hat geschrieben: Technisch gesehen ist das 'Mutationsdruck', der die Selektion überwiegt.
Ich hätte jetzt gemeint: Mutationsdruck = Selektion.
El Schwalmo hat geschrieben:der zentrale Grundsatz der STE war, dass die Selektion nicht nur die Ausbreitung, sondern sozusagen die Genese der Neuheiten erklärt ('schöpferische Selektion').
El Schwalmo hat geschrieben:'STE' ist ein terminus technicus, den niemand genau definieren kann. Kritiker bezeichneten sie als 'moving target' oder auch 'Schwamm, der alles aufsaugt, ohne zu platzen'.
El Schwalmo hat geschrieben:Das ist wieder ein anderer Thread. Denn hier stellt sich die spannende Frage, was die Replikatoren sein sollen.smalonius hat geschrieben:Vertrauen in diese Modelle führt dann auch dazu, sie auf Kultur oder Religion anzuwenden, obwohl Mendel dabei keine Rolle spielt.
El Schwalmo hat geschrieben:Kulturelle Evolution ist tradigenetisch, also genuin lamarckistisch.
El Schwalmo hat geschrieben:Nein. Die STE geht von der Selektion als zentralem Evolutionsfaktor aus ('Selektionsdruck'). Alle anderen Faktoren sind (je nach Autor und 'hardening') zugelassen, falls sie die zentrale Stellung der Selektion nicht bedrohen. 'Mutationsdruck' bedeutet, dass die Wirkung der Mutation stärker ist als die der Selektion. Die STE geht davon aus, dass Mutationen eine bestimmte Häufigkeit aufweisen, isotrop sind und bestimmte Auswirkungen haben. Dann ist die Selektion der zentrale richtende Faktor. Falls diese Bedingungen nicht gegeben sind, überwiegt der Mutationsdruck (Mutationen anisotrop, mit zu großen Auswirkungen oder zu häufig)smalonius hat geschrieben:Ich hätte jetzt gemeint: Mutationsdruck = Selektion.
El Schwalmo hat geschrieben:oder die Selektion hat keinen Ansatzpunkt (falls es beispielsweise zu wenig Mutationen [...]
El Schwalmo hat geschrieben:Jahrzehntelang ging die STE davon aus, Evolution mechanismisch vollständig erklärt zu haben, nur noch Details seien zu klären ('to dot the i's and cross the t's', wie Eldrege so schon formulierte).
smalonius hat geschrieben:Grundsätzlich nimmt man an, daß der Kopierfehler gleichmäßig auf alle Basen verteilt ist, oder?
M_A_V_E_R_I_C_K hat geschrieben:Wollen Atheisten wirklich missionieren und bekehren? Sind sie wirklich keinen Deut besser als Theisten? Was sagt ihr zu dem Artikel? Hat er recht?
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